Teilbereiche der Körpersprache

Zur Körpersprache gehören verschiedene Komponenten: Körperhaltung, Gestik, Mimik, und auch die Stimme. Noch bevor man mit anderen Menschen redet, interpretiert man unbewusst deren Körpersprache und zieht Schlüsse zum aktuellen Befinden, den Emotionen und zur Persönlichkeit. Man gewinnt also einen ersten Eindruck, bevor überhaupt ein Wort gefallen ist. Bereits 1967 hat der Kommunikationsforscher und Philosoph Paul Watzlawick den Satz geprägt: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Doch was bedeutet dieses Zitat genau?

Die Forschung zeigt, dass ein Großteil der Kommunikation auf der nonverbalen Ebene stattfindet. Nach Watzlawick finden nur 20 Prozent der Kommunikation auf der Sachebene statt, die restlichen 80 Prozent auf der emotionalen Ebene. Der Psychologe Albert Mehrabian geht sogar noch einen Schritt weiter. Er stellt die 7-38-55-Regel auf. Danach besteht eine gesprochene Nachricht aus den folgenden Komponenten: 7 Prozent Inhalt, 38 Prozent Stimme und 55 Prozent aus der Körpersprache. Somit macht der Inhalt des Gesprochenen nur einen verschwindend kleinen Teil der Kommunikation aus. Frei nach dem bekannten Sprichwort: Bilder sagen mehr als tausend Worte. 

Die Körpersprache wird insbesondere in der Politik, in der Arbeitswelt oder auch im privaten Umfeld bewusst eingesetzt, um Nachrichten authentisch zu vermitteln und die Zuhörer vom eigenen Standpunkt zu überzeugen. Es gibt sogar Körpersprachenexperten. Ihre Aufgabe ist es, die Körpersprache von Politikern oder Prominenten zu analysieren und Paradigmen in ihrer Körpersprache zu erkennen, um ggf. sogar Lügen aufzudecken. 

Doch was bringt dir dieses Wissen nun im echten Leben? Deine Körpersprache kannst du auch aktiv einsetzen, um deine Außenwirkung zu steuern! 

 

 

Welche Körpersprache drückt was aus?

Mimik: „Mensch, du machst ja eine böse Miene, alles ok?“ An der Mimik eines Menschen lässt sich so einiges ablesen. Egal ob traurig, glücklich oder nachdenklich. Wir erkennen oft mit einem Blick, wie es jemanden geht. Die Mimik ist am schwierigsten zu kontrollieren, ein Pokerface benötigt Übung. Der Psychologe Paul Ekman analysiert seit fast 70 Jahren die Mimik und hat entdeckt, dass der Mensch über 7 Basisemotionen verfügt: Freude, Trauer, Ekel, Angst, Überraschung, Wut und Verachtung.

Auch die Augen sind Teil der Mimik und können viel über dich verraten:

Augen: Die Intensität sowie die Dauer, mit der du deinem Gegenüber in die Augen schaust, kann unterschiedliche Signale senden. So kann ein gesenkter Blick oder das Vermeiden von Blickkontakt als Zeichen von Unsicherheit, Schüchternheit oder Desinteresse interpretiert werden. Ein Starren wiederrum wird häufig als unangenehm, aggressiv oder einschüchternd wahrgenommen. Im beruflichen Kontext wird dieses Wissen insbesondere beim Kennenlernen neuer Geschäftspartner gerne eingesetzt, um die eigene Position zu demonstrieren: Wer zuerst wegschaut oder die Stille bricht, hat „verloren“.

Doch wie wirke ich charismatisch und selbstbewusst? Wissenschaftler fanden heraus, dass ein intensiver Blickkontakt maximal 3,3 Sekunden andauern sollte. Berücksichtigt man dies und blinzelt dabei möglichst wenig, verbinden andere Menschen dies oft mit Charisma. Ob im Job oder privat – wer möchte nicht charismatisch wirken?

 

Körperhaltung & Gestik: Durch deine Körperhaltung spiegelst du deine innere Haltung nach außen wider. Gestiken kannst du gezielt einsetzen, um das Gesagte visuell zu untermauern. Möchte man dem Gegenüber Interesse und Flexibilität vermitteln, kann man dies durch eine zugewandte offene Haltung tun.

Menschen mit Einfluss oder einer hohen gesellschaftlichen Stellung haben meist eines gemeinsam: sie nehmen den Raum um sich wie selbstverständlich ein. Ihre Gestiken sind gezielt und kontrolliert. Hektische Bewegungen sieht man hier eher selten – denn diese wirken nicht souverän.

Ein aufrechter, fester, am besten schulterbreiter Stand – und somit eine gewisse Körperspannung – sind wesentlich für ein selbstbewusstes Auftreten. Sport und Yoga können dabei unterstützen, mehr Körperspannung zu entwickeln, einer „schlaffen“ Haltung entgegenzuwirken oder sich generell eine aufrechte Haltung anzutrainieren. Ist die aufrechte Haltung erst einmal Routine, setzt man diese auch in Drucksituationen leichter um.

 

Stimme: Deine Stimme ist ein wichtiges Instrument, um selbstbewusst aufzutreten. Dabei bilden Lautstärke, Sprechtempo und Tonlage ein Gesamtbild, welches du je nach Situation variieren kannst. Im Familien- oder Freundeskreis mag vielleicht ein anderer Mix angemessen sein als im Job. In jedem Fall sollte die Stimme klar, gut verständlich und an die Situation angepasst sein. Zudem kannst du mit der Sprachmelodie die Wirkung deiner Worte unterstreichen.

In jedem Fall gilt jedoch: Sehr leises, zu schnelles Sprechen oder eine zu hohe Stimmlage werden häufig mit Schüchternheit, mangelndem Selbstvertrauen oder Nervosität assoziiert.

Spricht man hingegen sehr laut, kann einem schnell eine gewisse Aufdringlichkeit oder fehlendes Feingefühl zugeschrieben werden.

Es ist wichtig, regelmäßige Pausen einzulegen, denn dies wirkt selbstsicher. Solltest du nicht sicher sein, wie du diesbezüglich wirkst, nehme dich selbst beim Sprechen auf oder hole dir Feedback von anderen.

Die Voraussetzung für eine feste und ruhige Stimme ist die Atmung. Praxistipp: Lege dir beim Sprechen deine Hand auf den Bauch. Du wirst automatisch tiefer atmen und eine festere, tiefere Stimme haben. Deine Haltung hat hier ebenfalls einen wesentlichen Einfluss: stehst du aufrecht und mit festem Stand, wird deine Stimme automatisch etwas tiefer und wirkt selbstbewusster, ohne gekünstelt zu sein.

 

 

Authentisch bleiben

Um auf andere Menschen authentisch zu wirken, sollten die Körpersprache und das Gesagte kongruent sein.

Beispiel ist ein Siegertreppchen, auf dem die Gewinner eines Wettkampfes stehen. Automatisch hat man die typischen Bilder vor sich: lachen, jubeln und nach oben gestreckte Arme. Eine in sich gesackte Person mit hängenden Schultern und gestresster Mimik würde an dieser Stelle irritieren und wäre nicht authentisch – egal wie sehr sie ihre Freude über den Sieg in Worten ausdrückt.

Anderes Beispiel: Die Managerin einer Firma kann den Angestellten in einer sonst ernsten und mitfühlenden Ansprache verkünden, dass einige demnächst aufgrund der Energiekrise entlassen werden müssen. Hat sie dabei ein Lächeln auf den Lippen, wirkt sie weder authentisch noch besonders empathisch.

 

Die Körpersprache bestimmt maßgeblich, wie du von anderen Menschen wahrgenommen wirst. Wichtig ist es dabei, authentisch zu sein, sodass das Zusammenspiel der oben genannten Aspekte passt. Ob im privaten Rahmen bei Familie und Freunden oder im Beruf, mit den Tipps kannst du bewusst deine Körpersprache und damit deine Außenwirkung aktiv beeinflussen.

 

https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html

https://www.paulekman.com/

https://karrierebibel.de/koerpersprache/